Ufsätzli
Post date: May 29, 2013 2:27:51 PM
Nicht, dass Horst etwa ein fixes Jahresprogramm hätte. Aber hätten wir eins, wäre das alljährliche Tages-GA-Reisli, welches traditionell am Pfingstsamstag (wahlweise auch eine Woche vorher oder nachher…) stattfindet, ein Höhepunkt darin.
Da wir bekanntermassen gerne mit Traditionen brechen, führte uns die diesjährige Ausgabe für einmal nicht ins Tessin (den Chesus zu Bellinzona haben wir zugegebenermassen vermisst), dafür aber in die nicht minder beachtenswerte Ostschweiz.
Und weil aus dem Kristall nun doch keine Kontakt-Bar wird, genehmigten wir uns unser Frühstück in aller Herrgottsfrüh bei s’Kondiiters. Wahrscheinlich heisst es deshalb auch Früh-Stück. Item. Mit reichlich Proviant im Gepäck (OK-Tropfen in grünen Dosen) brachte uns die SOB (darüber gäbe es übrigens noch einen flotten Fox!) sicher nach St. Gallen. Erstes Ständli am Bahnhof. Als die Randständigen-Magnete die wir sind, umgarnte uns alsbald eine beachtliche Menschentraube. Einen grossen Teil davon machte Tütjes blonde Verehrerin aus.
Mitten im zweiten Ständli dann der Schock: Man bittet uns höflich aber bestimmt und mit einigem Nachdruck, nicht mehr weiter zu spielen, unsere Instrumente sofort einzupacken und die Stadt St. Gallen umgehend zu verlassen. In Schüga-Town sind wir nun also Geächtete, Vertriebene, jeder einzelne Horst eine Persona non grata. Nichtsdestotrotz: Wir hoffen auf mildernde Umstände und dass wir uns in Jahr und Tag rehabilitieren können – wir wussten ja wirklich nicht, dass just an dem Tag das Strassenkünstlerfestival stattfinden würde und man dazu eine Einladung resp. Spielbewilligung braucht…
Den Schrecken und das Zmittag verdaut, überzeugten wir uns mit eigenen Augen davon, dass in Gossau nichts, aber auch rein gar nichts, los ist. Zurück in den Zug, den Boden der Stadt St. Gallen nur auf dem Perron betreten, dem Zugspersonal einen Schlager vorgespielt und auf direktem Schienenwege weiter an den Bodensee. Romanshorn. Chomääähnshoääähn. Das Schiff legt ab, wir los, spielen als lustige Bordkapelle ein paar Stückli für die Rentnergruppe und Kate winslet dabei um ihren abgesoffenen Jack. Das und die Pollen drücken auf die Tränendrüsen.
Nächste Etappe: Bergpreis in Kreuzlingen. Dort kamen wir wieder einmal der inoffiziellen Vereinsmaxime nach: Ä Wurschtsalat isch schnäll parat! Gut war er und verlieh uns die nötige Kraft für ein weiteres Ständli. Den Wirt – dr Chosee vo Chrüüzlingä – wiederum veranlasste das dazu, uns eine Runde zu offerieren. Merci, gäll! Als Zeichen der deutsch-schweizerischen Freundschaft setzten wir unsere Zugsfahrt mit einem kurzen Grenzübertritt – nichts zu verzollen, nichts geschmuggelt – in Konstanz fort. Zälli kannte noch eine dienige Beiz in Stein am Rhein. Aber ehrlich gesagt – der kennt überall eine dienige Beiz. Wir glaubten ihm und lernten vor Ort viel über Weindestillate. Ein leckeres Fondue harmonisch gepaart mit einem fruchtigen Müller-Thurgau rundete unser Reisli ab und tröstete darüber hinweg, dass man uns verwehrte, den Halbfinal der Hockey-WM am TV live mitzuverfolgen. Muulaffä!
Und ejä ja – welch frohe Kunde: Davide Betti kehrt in unsere Reihen zurück! Ein Hoch auf das italophone Posaunenregister.